Gastgeber:
Andreas Sexauer
Zentrum für Mediales Lernen am
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
KERNAUSSAGEN
"Know-how" heißt wortgetreu übersetzt: "Wissen wie". Tatsächlich hat das "Wie" bei digitalen Lehrinnovationen sowohl technische als auch didaktische und inhaltliche Anteile. Das „Wissen“ darum macht die Aufgabe nicht weniger komplex, aber es trägt maßgeblich dazu bei, Lehrinnovationen erfolgreich in der Lehre zu verankern. Dass technischer und mediendidaktischer Support an den Hochschulen essenziell wichtig ist, stand am Thementisch 5 außer Frage. Dafür wurden Fragen des "Wie" umso intensiver diskutiert.
Die im Programm "Fellowships für Innovationen in der Hochschullehre" geförderten Lehrvorhaben und andere Beispiele innovativer Lehrpraxis, die im Laufe des Konferenztags vorgestellt wurden, brachten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer direkt mit an den Thementisch. Solche Praxisbeispiele seien inspirierend – vor allem das offene und agile Konzept der "Maker Spaces", die Integration von Augmented Reality/Virtual Reality (AR/VR) in der Lehre oder die Integration von ChatGPT ins Lernmanagementsystem. Die Förderung von Kompetenzen für digitale Prüfungen, wie im Verbundprojekt PePP dargestellt, wurde ebenfalls als Bereicherung empfunden.
Ausgehend davon sei zu beobachten, dass Lehrinnovationen in erster Linie projektgetrieben entwickelt würden, eine entsprechende Support-Infrastruktur werde meist nicht ausreichend berücksichtigt. Dies verhindere eine langfristige Implementierung, vor allem ohne zusätzliche Ressourcen. Dabei erfordere gerade die Skalierung und Integration in den Regelbetrieb nochmals ähnliche Anstrengungen wie die Entwicklung von innovativen Konzepten und das Sammeln von Erfahrung in den konkreten Projekten.
Umfassender technischer und mediendidaktischer Support sei an den Hochschulen zwingend notwendig, damit Lehrinnovationen eine Breitenwirkung erzielen können, so der einhellige Tenor am Thementisch. Hochschulübergreifende Netzwerke und Plattformen schaffen dafür geeignete Voraussetzungen und leisten einen wichtigen Beitrag zu einer offenen Bildungskultur, die ausdrücklich vom Teilen profitiert. So wird durch den aktiven Austausch von Anleitungen und anderen Materialien als Open Educational Resources (OER) vermieden, dass Parallelentwicklungen unnötig Kapazitäten binden. Diese Kapazitäten könnten für die Anpassung geteilter Materialien an lokale bzw. fachspezifische Besonderheiten genutzt werden. Zum anderen eröffnet eine Kultur des Teilens die Möglichkeit, ein breiteres Angebot zu nutzen, das von eigenen Formaten über die Standardisierung von Basiselementen bis hin zu fach- oder hochschulübergreifenden Tools reicht.
Ein wesentlicher Punkt, der von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern angesprochen wurde, ist die Verteilung von Informationen über verschiedene Quellen, die den Zugang zu relevanten Informationen, Materialien und Ressourcen erschwert. Hier könnte der Einsatz von KI-Tools, beispielsweise eines Chat-Bots, dazu beitragen, die Auffindbarkeit für Nutzende zu verbessern und gleichzeitig die Belastung der Servicestrukturen zu verringern. Dies wäre besonders vorteilhaft in einer häufig heterogenen Hochschullandschaft, in der eine Zentralisierung nicht in jedem Fall sinnvoll erscheint.
In diesem Zusammenhang wurde am Tisch auch der Vorschlag diskutiert, Innovationscluster an verschiedenen Hochschulstandorten zu etablieren, die sich auf spezifische Themenschwerpunkte konzentrieren. Dadurch ließe sich zum einen die Unterstützung und Implementierung von Innovationen verbessern; zum anderen könnten Serviceeinrichtungen jeweils ihre Expertise in bestimmten Bereichen bündeln, während andere Aspekte durch den Austausch zwischen den Clustern abgedeckt würden.
Am Thementisch wurden zahlreiche Beispiele genannt, wie technischer und mediendidaktischer Support organisiert werden kann, darunter offene Austauschformate für das Testen und Bewerten von KI-Tools sowie Kriterienkataloge für hochwertige Kurse im Lernmanagementsystem, beispielsweise anhand von ILIAS. An einigen Hochschulen werde auch die Bereitstellung von Kursvorlagen praktiziert, um Dozierende bei der Erstellung von Lerninhalten zu unterstützen.
Zu einer Kultur des Teilens, so die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Thementisch, gehörten unbedingt auch offene Schulungs- und Beratungsformate, die Lehrende befähigen und ermutigen, innovative Lehrmethoden zu nutzen. Web-Based Trainings, Selbstlernkurse und Video-Toolboxen hätten sich in verschiedenen Hochschulen bereits bewährt. Als positives Beispiel wurde das "Immersive Learning Lab" an der Hochschule Ravensburg-Weingarten vorgestellt. Dort werden didaktisch und medientechnisch begleitete Experimentierräume sowie Beratungsdienste angeboten. Das E-Tutor Qualifizierungsprogramm an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg wurde ebenfalls erwähnt. In allen Fällen, so die einhellige Meinung, dürfe die Berücksichtigung des pädagogischen Aspekts bei der Implementierung neuer Technologien und Lehrmethoden nicht zu kurz kommen – auch wenn dafür im Supportalltag oftmals die Zeit fehle.
Dass die Integration von Lehrinnovationen an Hochschulen eine komplexe Aufgabe ist, war den Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Ende der Diskussion genauso klar wie vorher. Aber dem "Wie" kam man doch ein ganzes Stück näher. Nicht abschließend, aber sehr wohl perspektivisch müsse es darum gehen, Strukturen und Ressourcen zu schaffen, damit Lehrinnovationen an den Hochschulen eine Breitenwirkung erzielen können. Ein ausgereifter und adäquat ausgestatteter technischer und mediendidaktischer Support sei dafür eine ganz wesentliche Voraussetzung.
MASSNAHMEN UND ERFOLGSFAKTOREN